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Von der Angst, den Zug zu verpassen und von der Angst, nicht Bahnchef bleiben zu dürfen

Dürftig zwar, aber immerhin öffentlich teilt der DAV auf seiner Homepage (www.anglerverband.com) mit, dass er sich am 10.3.2012 für eine Fusion à la VDSF-Präsidium ausgesprochen hat. Ob der DAV in den weiteren Verhandlungen Forderungen stellt, bleibt leider unklar.

Damit sind alle Diskussionen um das “Wie” der Fusion nutzlos und können für beendet erklärt werden. Wir können nunmehr getrost davon ausgehen, dass

  • anstelle der Fusion (Zusammenschluss) ein Beitritt des DAV zum VDSF erfolgen wird
  • der diskussionsfeindliche Fusionszeitplan eingehalten wird
  • dass es keine weiteren Zugeständnisse der Apparate gegenüber Verbesserungsvorschlägen geben wird
  • es keine Festlegung für eine angelpolitische Grundausrichtung geben wird
  • die offenen Fragen, etwa die Zulässigkeit neuer Fachverbände, bis zur Fusion nicht geklärt werden
  • es keine Transparenz über die Finanzen der bisherigen Verbände und des Fusionsverbandes gibt
  • es keine interne Öffentlichkeitsarbeit, Transparenz und Informationen über die Einzelheiten der Fusion gibt
  • die Angler allenfalls noch mit so “wichtigen Fragen” wie der Ehrenordnung, dem Logo und der neuen Verbandsfahne “befasst”  werden
  • der neue Verband nahezu alle Missstände des VDSF übernimmt, ohne dass Aussichten bestehen, dass sich daran auch in mittlerer Zukunft etwas ändert
  • die Zukunft der Landesverbände weiterhin ungewiss bleibt, aber der Druck auf diese in Richtung regionaler Fusionen im Stile des VDSF massiv wachsen wird
  • die Gewässerpools zwar nicht kurzfristig beendet werden, aber auf mittlere Sicht mehr und mehr abgebaut werden, um ein einheitliches Beitragswesen zu ermöglichen
  • regionale und lokale Strukturen weiterhin kaum Einflussmöglichkeiten haben werden, von den Beitragszahlern ganz zu schweigen
  • auch das künftige Präsidium (Vizepräsidenten und Referenten) kaum Einflussmöglichkeiten haben werden
  • die Lobbyarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit der Angelfischerei gegenüber der Politik unverändert schwach sein werden
  • die innerverbandliche Demokratie weiterhin nur den minimalsten rechtlichen Anforderungen entsprechen wird
  • die mittelbar oder unmittelbar von den beitragszahlenden Anglern gewählten Funktionäre nicht wissen, ob sie nicht nur die Vereine/ Verbände, sondern auch die Angler vertreten.

Diese Entscheidung ist zu respektieren, und sie ist beachtlich. Zu respektieren ist sie, weil sie offenbar satzungsgemäß verbandsdemokratisch erfolgte. Dass die Basis daran kaum mitwirken konnte, ist den vorhandenen Strukturen geschuldet. Basisdemokratie sieht die Satzung des DAV wie jene des künftigen Verbandes nicht vor. Dass die Informationen über das, was beschlossen wurde, nur spärlich flossen, ist bedauerlich und vor dem Hintergrund der Rechtsprechung zu den Informationsrechten der Mitglieder von Verbänden bedenklich. Aber so funktioniert  die Gegenwart. Bedauerlich, und traurig.

Beachtlich ist diese Entscheidung, weil nunmehr der Fusionszug rollt. Gestoppt werden könnte er nur noch, in dem die Verbandsausschuss des VDSF im April 2012 dem – gelinde gesagt – merkwürdigen “Antrag” des VDSF-Präsidiums folgt und die Fusion ohne den DAV vollziehen lässt.

Das aber ist wenig wahrscheinlich. Der Vorstoß des VDSF-Präsidiums hat selbst in den Reihen der VDSF-Landesverbände überwiegend Unverständnis und teilweise Widerstand ausgelöst. Nicht nur, weil die vom VDSF-Präsidium damit angestrebte “Rechtsfolge” einer Fusion ohne den DAV schlicht und einfach so absurd ist, dass man das nicht erklären muss. Sondern auch, weil dieser Kurswechsel von der allein strittigen Frage ausgelöst wurde, wer der künftige Präsident des Fusionsverbandes wird. Das sehen auch die Spitzen in den meisten VDSF-Landesverbänden so. Einige haben intern und schließlich mit einem offenen Brief darauf reagiert und den Kurs des VDSF-Präsidiums kategorisch abgelehnt.

Was hat es mit der Präsidentenfrage auf sich? Es gab in der Vergangenheit Differenzen zwischen VDSF und DAV über die Zahl der Referenten im Präsidium, also darüber, ob deren Besetzung paritätisch erfolgen soll. Darüber gab es zeitweilig Streit, da der VDSF ungleich größer an Mitgliedern (Beitragszahlern !) ist als der DAV. Doch diese Frage ist von untergeordneter Bedeutung. Genau wie die zeitweilig diskutierte und jetzt erneut von Mecklenburg-Vorpommerns VDSF ins Gespräch gebrachte (vorübergehende) Doppelspitze im Präsidentenamt.

Bedeutsam ist zurzeit, welche Person künftiger Präsident wird. Weil VDSF-Chef Peter Mohnert im DAV-Land nicht zu vermitteln ist (wenn es dann noch etwas zu vermitteln gibt), hat der DAV auf eine eigene Kandidatur für das Amt des Fusionspräsidenten verzichtet. Es wird kolportiert, dass auch der VDSF-Chef seinen Verzicht erklärt haben soll. Das wäre angemessen und richtig, auch als Signal, dass der DAV nicht an den VDSF angeschlossen, sondern auch künftig angemessen vertreten wird. Die meisten Landesverbände des VDSF und des DAV dürften das ebenso gesehen haben. Deswegen steht im Raum, eine politisch vernetzte Persönlichkeit, die nicht aus den beiden Verbände kommt, für eine Kandidatur zu gewinnen.

Doch so schön ist die Welt leider nicht. VDSF-Chef Mohnert will jetzt auf gar nichts verzichtet haben. Er hat sich am 3.2.2012 brieflich an die Präsidenten der VDSF-Landesverbände gewandt mit dem Ziel, den Kreis der in Betracht zu ziehenden Kandidaten auf “Verbandsinsider” zu beschränken. Das würde ihm eine Kandidatur ermöglichen, ja sogar wahrscheinlich machen, da der DAV weder über die Mehrheit für einen eigenen Kandidaten verfügen wird, noch über die Sperrminorität, um einen Kandidaten “Mohnert” zu verhindern. Alternative Kandidaten aus den Reihen der VDSF-Landesverbände würden es schwer haben, Mehrheiten hinter sich zu versammeln. Politikerfahrene Präsidenten, wie sie sich etwa der Deutsche Jagdschutzverband leistet, wären zugunsten Mohnerts ausgeschlossen. Nur darum ging es ihm.

Offenkundig waren die Reaktionen, die der VDSF-Präsident auf seinen Vorstoß vom 3.2.2012 erhielt, wenig zustimmend. Belegt ist, dass der Präsident des LAV Mecklenburg-Vorpommern in schneller Reaktion bereits am 9.2.2012 aufforderte, die “Insider-“Forderung fallen zu lassen oder ansonsten erneut über das Thema “Doppelspitze” zu verhandeln. Rund vier Wochen später gab auch der mächtige LV Bayern zu Protokoll, dass er die Idee eines Outsider-Präsidenten nicht vom Tisch gewischt zu sehen wünsche. Wären diese Haltungen common sense, wäre eine Kandidatur Peter Mohnerts ausgeschlossen.

In dieser Situation mangelnden Rückhalts der beiden größten VDSF-Verbände wäre es für Peter Mohnert schwer bis unmöglich, eine interne Gegenbewegung aufzubauen, die eine Kandidatur des noch amtierenden VDSF-Präsidenten tragen würde. Seine Pläne kann er mangels Rückhalt in den eigenen Reihen nur verfolgen, indem er sich Mehrheiten “von außen” verschafft, beim DAV. Mit dem offenen Brief vom 29.2.2012 stellte er indirekt den DAV vor die Wahl, entweder ihn als Fusionspräsidenten zu unterstützen oder aber die Schuld für das endgültige Scheitern der Fusion zugewiesen zu bekommen. Der offene Brief selbst spielt auf die Kandidatenfrage an. Und Mohnerts kurzfristige Absage seines Auftritts bei der DAV-Jahreshauptversammlung diente allein dazu, zu verhindern, dass er sich persönlich in der Kandidatenfrage erklären müsste. Die Erklärung einer Kandidatur hätte zu einer Ablehnung der Fusion durch den DAV geführt, der Verzicht darauf seinen persönlichen Interessen widersprochen.

Unisono haben das die Statements von Mecklenburg-Vorpommern und Bayern und auch die der Initiative Pro DAFV erkannt und deutlich benannt. Das kann dem DAV nicht verborgen geblieben sein. Und folgerichtig findet sich auch in der Veröffentlichung des DAV zu seiner Zustimmung zur Fusion als einziger Zusatz-Hinweis des DAV-Chefs, dass „als Kandidat für den Präsidenten des einheitlichen Verbandes eine Person gefunden werden sollte, die weder aus den Reihen des VDSF noch aus den Reihen des DAV kommt und über politische Verbindungen und Erfahrungen verfügt.“ Dies bestätigt, dass für ihn [DAV-Präsident Markstein] und den DAV die Sache der Angler im Mittelpunkt steht und keine persönlichen Interessen.” Zitat Ende. Zu dünn und fadenscheinig für verantwortungsbewusste Funktionäre war der Vorwurf des VDSF-Präsidenten, der DAV würde ihn nicht rechtzeitig genug über Beschlussanträge informieren. Der von Peter Mohnert in das andere Lager ausgeworfene Köder war, um es einmal anglerisch auszudrücken, nicht fängig.

Fakt ist, dass sich beide Verbände über alle wesentlichen Punkte der Fusion und ihren Zeitpunkt einig sind. Fakt ist, dass die überwiegende Mehrheit der Delegierten dieser Verbände dem zustimmt. Die irren Sandwolken, die derzeit vom VDSF-Präsidenten in den Zugbetrieb gestreut werden, beziehen sich einzig allein auf die Frage, ob eine Kandidatur Peter Mohnerts für das Amt des ersten Präsidenten des Fusionsverbandes möglich sein soll. Um diese Möglichkeit zu schaffen, ist er bereit, die Fusion platzen zu lassen (natürlich unter Schuldzuweisung an die andere Seite, wie immer).

Der DAV hätte dem Fusionsplan am 10.3.2012 nicht zugestimmt, wenn er diese Zuspitzung auf die Kandidatenfrage nicht gesehen hätte. Es ist erfreulich, dass auch innerhalb des VDSF einflussreiche Kreise das Gleiche erkannt haben. Sie haben mehr Verantwortung bewiesen, weil sie “persönliche Interessen” (Zitat aus der Veröffentlichung des DAV) nicht über die historische Chance gestellt haben, wie Peter Mohnert das getan hat.

Seine während des gesamten Fusionsprozesses gezeigte latente Neigung zum “Platzenlassen” ist allein in seinem Streben nach Machterhalt begründet. Mag sein, dass Peter Mohnert glaubt, dass er ein guter Präsident sei, der einzige, der die Deutsche Angelfischerei führen könne. So ähnlich hat seinerzeit auch Hartmut Mehdorn gedacht. Am Ende musste er doch gehen. Die Bilanz der Amtszeit von Peter Mohnert – und es ist jetzt nicht mehr verfüht, sie zu ziehen – lautet: Ohne ihn wären wir viel, viel weiter. Das ist offensichtlich. Offensichtlich ist auch, dass es Peter Mohnert nicht um die Einheit der Angler geht, sondern um seine eigene Präsidentschaft. Jeder, wirklich jeder, kann und muss das jetzt sehen! Das ist des VDSF und der deutschen Anglerschaft zutiefst unwürdig. Peter Mohnert hat nunmehr auch im Westen nicht mehr das Vertrauen, das ein Präsident haben muss, dem (leider) weitreichende Machtmöglichkeiten zukommen. Ein Politiker, ja selbst Hartmut Mehdorn würde in dieser Situation zurücktreten. Peter Mohnert wird das nicht tun. Dessen dürfen wir sicher sein. Die kommenden Wochen und Monate müssen die Präsidenten der Landesverbände des VDSF ihrer Verantwortung in besonderer Weise gerecht werden. Uns allen wünsche ich, dass sie das erkennen und danach handeln.

Ich erlaube mir zwei abschließende Bemerkungen:

1.) Mit der Verknüpfung der Fusionsfrage mit dem weiterhin anstehenden Thema einer umfassenden Modernisierung und Demokratisierung der Strukturen der deutschen Angelfischerei war viel gewollt, wahrscheinlich zu viel. Dieses Thema steht nach der Fusion weiterhin an. Es ist prioritär, vor wie nach der Fusion.

2.) Das Fusionsthema war von Anfang an schwierig. Ich habe Verständnis für LV-Funktionäre, die es lieber gleich als morgen vom Tisch haben wollen. Und doch, nicht nur wegen der noch überhaupt nicht diskutierten Auswirkungen der Fusion auf die Landesverbände, die immer geleugnet wurden, gehört es zur Verantwortung der Landesverbände, hier einen klaren und aktiv gestaltenden Kurs und Mitverantwortung zu übernehmen. Denn die Fusion wird gravierende, heute noch nicht einmal abschätzbare Auswirkungen auf die Landesverbände haben. In den kommenden Wochen und Monaten haben sie noch einmal die Gelegenheit, sich gründlicher informiert noch einmal einzubringen.

Spannende Stunden

Zur Stunde kommen die Delegierten des Deutschen Anglerverbandes (DAV) zu ihrer Hauptversammlung zusammen, um über ihre Zustimmung zur Fusion mit dem Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) abzustimmen.

Schien noch im November 2011 der Fusionszug der Höchstgeschwindigkeit entgegenzustreben, als der VDSF laut eigener PE “einstimmig” für die Fusion, den Fahrplan und die Gründungsdokumente der Initiative Pro DAFV votierte, lastet auf der heutigen Sitzung eine schwere Hypothek: Zum zweiten Mal hat das VDSF-Präsidium kurz vor der DAV-Sitzung (rechtzeitig ?) Vorwürfe gegen ein vermeintlich fusionswidriges Verhalten des DAV-Präsidiums erhoben und in an Arroganz und Unsinnigkeit kaum mehr zu übertreffender Weise erklärt, die Fusion nunmehr ohne den DAV, sondern mit allen Beitrittswilligen vollziehen zu wollen (vgl. “Sittliche Unreife” auf diesem Blog). Damit wird erneut der DAV auf das schwerste düpiert. Das sieht man auch in höheren Etagen des DAV so und hält eine Fusion unter diesen Bedingungen nicht für durchführbar. Der offene Brief des VDSF dürfte die Gemüter der DAV-Delegierten erhitzen. Vorsichtshalber hat der VDSF-Präsident, nach bisher unbestätigten Meldungen, seine geplante Teilnahme an dem Kongreß kurzfristig abgesagt.

Es ist nicht abschätzbar, ob in diesem Klima eine Mehrheit für die Fusion zustande kommt. Dann müsste der DAV die Fusion vorerst offiziell absagen. Vielleicht war genau das mit dem offenen Brief des VDSF-Präsidiums beabsichtigt.

Verfehlt das DAV-Präsidium heute mit seinem Fusionsantrag die Mehrheit, so wird der Schuldvorwurf des VDSF nicht lange auf sich warten lassen. Aber jeder sachliche Beobachter wird anerkennen müssen, dass unter den durch den offenen Brief geschaffenen Bedingungen eine Zustimmung allenfalls um den Preis größter innerer Spannungen möglich wäre. Daran ändert die erneute Intervention der Initiative Pro DAFV (vgl. “Inmitten der Krise” auf diesem Blog) trotz der in ihr enthaltenen Deutlichkeit nur wenig. Denn durch sie wird das Kräftemessen innerhalb des VDSF zwar eröffnet, aber leider nicht rechtzeitig entschieden.

In dieser Situation wäre eine Niederlage des Fusions-Antrages im DAV (oder das ebenfalls denkbare Zurückziehen des Leitantrages des Präsidiums) zwar ein Scheitern des Fusionsprozesses, aber kein Scheitern des Fusionsgedankens.

Zugleich wäre es eine Chance, von dem unsäglich überhasteten Fusionsfahrplan abzurücken und einen neuen, demokratischen Zeitplan zu entwerfen. Es wäre die Chance, dass sich beide Verbände gründlich prüfen, in welcher inneren Verfassung sie sind und ob sie alles Notwendige getan haben, um eine breite Akzeptanz für die Ausgestaltung und das Verfahren hin zum Zusammenschluss herzustellen. Es wäre die Chance, eine Fusion zu entwickeln, die den Vorstellungen der Basis entspricht. Würde diese Chance genützt, wäre das ein Sieg der Verbandsdemokratie über den dreisten Versuch, eine Fusion ohne gestalterischer Beteiligungsmöglichkeit der Basis am Willen der Mitglieder vorbei durchzupeitschen.

Unabhängig vom Ausgang der heutigen Abstimmung wird niemand daran zweifeln, dass eine Fusion nur dann sinnvoll durchgeführt werden kann, wenn beide Verbände einen hierfür ausreichenden Reifegrad erreicht haben. Daran bestehen in der aktuellen Situation erhebliche Zweifel.

Kein Zweifel aber kann darüber bestehen, dass das weitere Fusionsverfahren aus den Händen interessengeleiteter Funktionäre in diejenigen von Experten gelegt werden muss.

So oder so. Über das, was heute im DAV entschieden wird, werden wir noch lange reden.

Inmitten der Krise

+++ Sonderberichterstattung +++

Manfred Braun, Karl-Heinz Brillowski, Dietrich Roese und Eberhard Weichenhahn – das sind in alphabetischer Reihenfolge die Namen der Männer im Deutschen Anglerverband (DAV) und im Verband Deutscher Sportfischer (VDSF), die Fischereigeschichte geschrieben haben. Dem Schlinger- und Verhinderungskurs des VDSF-Präsidenten (vgl. mein Blogbeitrag „Sittliche Unreife“) haben sie mit einem offenen Brief geantwortet, der dem Projekt Verbandsfusion mit nur einem Verband eine deutliche Absage erteilt und eine neue Richtung aufzeigt. Der neue Kurs heißt: „Fusion ohne VDSF-Präsident“ (unbedingt lesenswert: http://www.lfvbayern.de/media/files/IMG_0001.pdf).

Kommentar von Dr. Thomas Günther

Da müssen in Potsdam, in Erfurt, in Görslow und in München gleich mehrere Lagen von Geduldsfäden explodiert sein. Wenige Stunden nachdem VDSF-Präsident Peter Mohnert zum zweiten Mal innerhalb in kaum mehr als einem Jahr dem DAV vor aller Öffentlichkeit einseitig die Gespräche aufkündigte und ihm zugleich die Alleinschuld am Scheitern der Fusion zusprach, reagieren die Initiatoren der „Initiative Pro DAFV“. Verbandsübergreifend hatten sich im letzten Jahr die Landesverbände aus Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen nicht abfinden wollen damit, dass ein einziger Mensch den richtigen und notwendigen Zusammenschluss der deutschen Angelfischerei absagt. Mit gemeinsamer Kraft war es ihnen gelungen, beide Präsidenten wieder an den Verhandlungstisch zu zwingen, auch wenn innerhalb des VDSF Präsident Mohnert formal das Mandat zum neuerlichen („endgültigen“) weiteren Abbruch der Fusionsverhandlungen erteilt wurde. Das war, wie seinerzeit hier und andernorts kommentiert, eine Schwächung beider Präsidenten, die in einem Klima des Gegenwinds in eine Sackgasse gelaufen waren und nun von ihrer eigenen Basis „zum Jagen“ nicht nur getragen, sondern geprügelt werden mussten. Und es war zugleich ein – in meinen Augen deutlicher – Warnschuss an VDSF-Präsident Mohnert, es mit der Fusionsverhinderung nicht gegen den Willen seiner beiden größten Landesverbände und eines weiteren VDSF-Landesverbandes zu übertreiben. Doch diesen Schuss wollte oder konnte Peter Mohnert nicht hören. Mit seiner neuerlichen, kaum fadenscheinig begründeten Fusionsabsage hat er nicht allein die Mitglieder des DAV und das DAV-Präsidium düpiert und von ihnen in ihrer morgigen Jahreshauptversammlung einiges abverlangt. Man wünscht ihnen, dass sie souverän bleiben. Nein, Peter Mohnert hat zugleich die die „Initiative Pro DAFV“ tragenden Landesverbände – und damit einen Gutteil seiner eigenen Machtbasis quasi aus dem Nichts vor den Kopf geschlagen. Mag sein, dass er die Entschlossenheit dieser Fusionsallianz unterschätzt hat. Aber einiges spricht dafür, dass er die Fortexistenz dieser Allianz nicht wahrgenommen oder einfach nicht ins Kalkül gezogen hat. Vielleicht hat er gehofft, dass auch die Initiative, wie in 2011 der DAV, duldsam auf seine Volten reagieren würde. Das wäre dann, wie wir jetzt wissen, unter den vielen Fehleinschätzungen seiner Präsidentschaft die möglicherweise krasseste. Erklärbar mit seiner von ihm selbst erklärten Beratungsresistenz, aber nicht entschuldbar, weil es um die Angelfischerei in Deutschland geht.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Erklärung der vier mutigen Landesverbände der Initiative Pro DAFV vom 7.3.2012, also drei Tage vor der DAV-Jahreshauptversammlung, die über die Fusion nach bisherigem Fahrplan„ostseitig“ entscheiden soll, obwohl ja diese kurzfristig von VDSF-Präsident Mohnert abgesagt worden war. (Ein Verstoß gegen den eigenen Fahrplan!?!).

Zunächst einmal lehnt die Initiativgruppe – vollkommen zu recht – den Mohnert-Plan einer Umwandlung des VDSF in einen Dacheinheitsverband , in den DAV-Strukturen beitreten können, „kategorisch“ ab. Richtig so! Dieser Plan des VDSF-Präsidiums ist nicht aberwitzig, er ist, ich finde ernsthaft kein anderes Wort, schlicht dumm, Entschuldigung: „nicht durchdacht“. Wir Angler in Deutschland sind gerade dabei, unsere politischen Einflussmöglichkeiten in der Politik und Öffentlichkeit durch Konzentration unserer Strukturen zu verbessern und da wird uns – offenbar erschreckend ernsthaft – vorgeschlagen, dass wir die Einheit der Anglerorganisationen ohne die Anglerorganisationen „der andern“ machen sollen!?! Auch wenn ich damit eine neuerliche Strafanzeige wegen Ehrdelikten riskiere: Ich halte diesen Antrag Peter Mohnerts für einen intellektuellen Totalausfall.

Im Weiteren Text des offenen Briefes der vier Landesverbände wird die aktuelle Situation beschrieben: „Es muss leider festgestellt werden, dass die Spannungen und Schuldzuweisungen der Präsidien beider Verbände sich äußerst schädlich auf diesen [Fusions-] Prozess auswirken.“ Ja, da haben sie recht. Ein übler, wenn auch berechtigter Rüffel, der zwar die Schelte „nach Proporz“ auf beide verteilt, aber nur einen trifft. Denn der DAV hat keine Spannungen erzeugt und keine Schuldzuweisungen vorgenommen, wie jeder Beobachter weiß. Das richtet sich, wiewohl überwiegend vom VDSF, gegen den eigenen Präsidenten.

Aber die Initiativgruppe wird bemerkenswerterweise noch deutlicher: „Leider liegt der Haupthinderungsgrund dieser Fusion nicht auf der inhaltlichen Ebene, sondern bei der Besetzung der Funktion des Präsidenten.“ Ich ziehe meinen Hut weniger für diese Erkenntnis, als für den Mut, es in einem offiziellen Dokument auszusprechen. (Ich bin genau dafür, obwohl ich es nur als Meinung veröffentlicht habe, heftig kritisiert worden.)

Weiter schreibt die Initiative: „Es wurde mehrfach besprochen und auch von beiden Seiten akzeptiert, dass keiner der beiden bisherigen Präsidenten für das Amt zur Wahl steht. Dabei muss es bleiben. Erhebt auch nur einer der bisherigen Präsidenten Anspruch zu kandidieren, ist die Fusion akut gefährdet. Damit wäre auf lange Sicht die Chance verspielt, die historische Stunde zu nutzen und die deutsche Anglerschaft zu einigen.“ Dieser Forderung ist nicht zu widersprechen. Dass sie erhoben wird, ist des Nachdenkens wert. Hatte nicht auf der einen Seite DAV-Präsident Markstein mehrfach erklärt, dass er als der Vertreter des kleineren Verbandes für diese Aufgabe nicht in Frage käme? Demgegenüber hatte Peter Mohnert im Februar 2011 die Fusion platzen lassen, als der Vorschlag einer Präsidenten-Doppelspitze ernsthaft „drohte“ mehrheitsfähig zu werden . Und hat er sie nicht vor wenigen Tagen erneut für beendet erklärt, als der berühmte „Punkt 5.2“ auf die Agenda kam, der vorsah, einen renommierten externen Politiker zum Präsidenten des Fusionsverbandes zu machen? Drei ganze Sätze jedenfalls verwendet die Erklärung der Pro-Initiative darauf, den Präsidenten zu erklären, dass ihre Zeit mit der Fusion abgelaufen ist oder ansonsten die Fusion scheitert. Gerade ist der VSDF dabei zu begreifen, dass Peter Mohnert nicht „der Verband“ ist und dass man einen Präsidenten nicht stärken kann, der sich selber schwächt. Mehr noch: Alle beteiligten sehen jetzt, dass der VDSF-Präsident entgegen allen vollmundigen Erklärungen nicht die Einheit der Angler in Deutschland schafft, sondern die Spaltung des VDSF. Will er sich etwa im Amt halten, indem er die anderen westdeutschen Landesverbände gegen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern ausspielt? In diesen Tagen wird, wie selten, der deutschen Angelfischerei klar: Peter Mohnert eint nicht, er spaltet. Niemand hat etwas davon, nicht einmal er selbst (auch wenn er es im Moment vielleicht anders sieht). Wir befinden uns als VDSF inmitten einer tiefen Krise. Diese Krise gefährdet unsere Zukunft. Wir müssen, wenn wir diese Krise lösen wollen, bereit sein, ungewohnte Schritte zu gehen. Es geht nicht um Vergangenheit. Es geht darum, etwas zu gestalten, was in die Zukunft führt. Peter Mohnert hat deutlich gemacht, dass er das nicht will. Ihn gilt es, würdig, aber schnell zu verabschieden. Angesichts der Kette seiner Fehlleistungen im Fusionsprozess der beiden deutschen Angelverbände mehr als zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung sollte auch niemand der Illusion nachhängen, dass Peter Mohnert eine gute Vertretung der deutschen Anglerschaft innerhalb des Deutschen Fischereiverbandes und der European Anglers Alliance (EAA) gewährleisten könnte. Er sollte von diesen Ämtern wie auch von seinem VDSF-Vorsitz schnellstmöglich zurücktreten, um weiteren Schaden von diesen Organisationen abzuwenden. Die Krise des VDSF und deutschen Angelfischerei endet nicht automatisch, indem Peter Mohnert auf all seine Ämter verzichtet. Aber ohne dass er daraus ausscheidet endet sie nicht.

Die Delegierten des Deutschen Anglerverbandes, die am morgigen 10. März 2012 zusammenkommen, um über eine Zustimmung oder Ablehnung der Fusion abzustimmen, sollten bedenken, dass Peter Mohnert nicht der VDSF und der VDSF nicht Peter Mohnert ist. Aber sie haben auch ein Anrecht darauf zu wissen, ob ihre Entscheidung auch zu dem gewünschten Erfolg führt. Das aber kann nur gewährleistet werden, wenn Peter Mohnert mit sofortiger Wirkung und unwiderruflich seiner weiteren Mitwirkung am Fusionsprozess entsagt und diese Zuständigkeit an den Verband zurückgibt. Denn durch sein mehrfaches Fehlhandeln hat er sich mehrfach gegen den Willen der deutschen Anglerschaft gestellt. Die Verantwortlichen im VDSF müssen dafür rasch Sorge tragen, dass diese Wiederholungsgefahr ausgeschlossen wird. Sollten sie sich mit dem Gedanken an eine Sondersitzung tragen, wäre zu raten, die entsprechenden Signale an den DAV nicht zu unterlassen.

Sittliche Unreife

Eine Hochzeit ohne Braut

In einem offenen Brief des Verbandes Deutscher Sportfischer (VDSF) vom 28.2.2012 erhebt dessen Präsidium erneut schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Anglerverband (DAV) und erklärt, die Einheit der Deutschen Angler nunmehr ohne den Fusionspartner vollziehen zu wollen.

Ein Kommentar
Von Dr. Thomas Günther

Ein echtes déjà vu: Erneut hat sich der DAV in den Augen eines persönlich beleidigt klingenden VDSF-Präsidenten schwerster Verfehlungen schuldig gemacht. Da ist von „mehr als einem erneuten Affront“ die Rede. Und erneut werden deswegen die Fusionsverhandlungen einseitig abgebrochen. Was anderes ist die Empfehlung, nunmehr die Gründung des „Deutschen AngelFischer Verbands (DAFV)“ mit den bisherigen Dokumenten zu vollziehen – notfalls auch ohne den DAV!?! Der offene Brief des VDSF-Präsidiums (http://www.vdsf.de/documents/offener-brief29022012.pdf) scheint uns in den Februar 2011 zurückzuversetzen, als genau das Gleiche geschah. Nur mit anderen Worten.

Eben noch tönte der Applaus über den – natürlich – einstimmigen Fusionsbeschluss des VDSF vom November 2011 über die Lande, garniert mit den hämischen Kommentaren gegenüber denjenigen, die es wagten über den Fusionsprozess kritisch zu berichten. Wörtlich hieß es da: „Dies [gemeint ist der Fusionsbeschluss] ist umso wichtiger, als dass gerade in den letzten Monaten, Wochen und Tagen durch Einzelpersonen und Vereine der Versuch unternommen worden ist, die Vereinigung der beiden deutschen Anglerverbände zu behindern… Es ist viel geredet worden. Jetzt sind Pflöcke eingeschlagen”.
Mit dieser verbalen Keule feierten sich die Brautleute, als wäre die Zeit für Eheeinwendungen damit endgültig vorbei. In der Folgezeit wandten sich viele, die das Vorgehen bis dahin kritisch begleitet hatten, anderen weniger aktuellen Themen zu. Es wurde ruhig um die Fusion. Die Sache schien damit gelaufen, die Zustimmung der DAV-Jahreshauptversammlung, die in wenigen Tagen stattfindet, reine Formsache.
Doch tief im Inneren des DAV brodelte es weiter. Basisfunktionäre brachten Anträge mit Verbesserungsvorstellungen ein. Schließlich sah sich das DAV-Präsidium, zwischen eigener Basis und dem Druck des VDSF eingeklemmt und ohnedies aufgrund des Kleinbeigebens in 2011 nicht gerade in einer Stärkeposition, genötigt, diese Verbesserungswünsche auf die eigene Agenda zu setzen. Zu groß schien das Risiko eines Scheiterns in der Fusionsfrage. Alles andere als eine überwältigende Pro-Fusions-Mehrheit wäre eine Blamage nicht für den DAV, wohl aber für seinen Vorstand. Es bleibt spannend bis zum 10.3.2012.
Diesen Druck auf den Schultern des DAV-Präsidiums konnte jeder Beobachter spüren. Dass Präsident Markstein mit der Zulassung weiterer Diskussionen ein Ventil öffnet, öffnen muss, ist nur zu verständlich. Auch der VDSF hätte das erkennen können und müssen. Er hätte sich solidarisch neben das DAV-Präsidium stellen können und mit ihm zusammen die Kritiker eines Besseren belehren können. Stattdessen reagiert er – wie gewohnt – kleinlich pikiert. Und erhöht sogar noch den Druck auf Markstein, indem er indirekt die DAV-Landesverbände zum Übertritt in den DAFV auffordert. Das ist das Gegenteil von „Augenhöhe“ – das ist der eigentliche Affront.
Der VDSF benimmt sich wie ein Bräutigam, der die Braut zwar nicht liebt, aber irgendwie zu brauchen meint und der sein Junggesellendasein in der Ehe weiterführen will. Und der Verlobten wird von Anfang an klargemacht, dass sie nichts zu sagen haben wird.
Jetzt wird man keine „Einzelpersonen“ verantwortlich machen können. Jetzt ist es eindeutig und offensichtlich, dass sich VDSF-Präsident Mohnert zum wiederholten Male und in der gleichen, unbelehrbaren Weise falsch verhält. Er hat die Fusion nie wirklich gewollt, sich erst, als sie nicht mehr von der Tagesordnung zu streichen war, an die Spitze gesetzt, die Bedingungen diktiert und versucht jetzt, die Reißleine zu ziehen. Dabei spekuliert er offen mit der Erosion des DAV von innen heraus, in dem er den Pro-DAFV-Landesverbänden den Beitritt ohne ihren Dachverband nahe legt. Was bisher wie eine halbwegs gütliche Einigung daherkam, entpuppt sich vor den Augen der Öffentlichkeit immer mehr als eine feindliche Übernahme mit nicht für möglich gehaltener Aggressivität.

Wer im Fusionsprozess so agiert wie Präsident Mohnert, dem fehlt die sittliche Reife. Er ist charakterlich nicht geeignet, die an sich richtige Einheit der deutschen Anglerschaft herzustellen. Er ist den Herausforderungen seines Amtes als Präsident nicht einmal ansatzweise gewachsen. Die überwältigende Mehrheit der Angler in Deutschland ist es leid, von einem derart eigenmächtig und kindisch handelnden Funktionär vertreten und von ihm von einer Peinlichkeit in die nächste geführt zu werden. Er selbst sollte sich prüfen, ob er den Zenit seiner Amtszeit nicht längst weit überschritten hat. Die Mitglieder seines Präsidiums und die Präsidien der VDSF-Landesverbände sollten sorgfältig darüber nachdenken, ob der nicht enden wollende Schlingerkurs des Präsidenten Mohnert es rechtfertigt, weitere Zerreißproben im inneren, wie jene des Jahres 2011, zu riskieren. Jetzt ist die Zeit, über einen Abgang des VDSF-Präsidenten nicht nur zu nachzudenken, sondern darüber zu entscheiden, so lange ein solcher Rücktritt noch ehrenvoll gestaltet werden kann. Nach dem 10.3.2012 könnte die Zeit dafür bereits zu spät sein! Die Jahreshauptversammlung des DAV, an der Präsident Mohnert höchstwahrscheinlich teilnimmt, ist vielleicht die letzte gute Gelegenheit, seinen Amtsverzicht zu verkünden und den Weg freizumachen für jemanden, der heiratswillig und heiratsfähig ist.
Präsident Mohnert ist es, wie er endgültig selbst bewiesen hat, nicht.